Spionieren mich Smartphones aus?

Gegen 11:30 bekomme ich ein SMS. Der Telefonanbieter fragt, ob meine Adresse noch gültig ist. Wenn nicht, sollte ich die ändern. Auf die SMS kann nicht geantwortet werden. Bei jeder Anmeldung gebe ich eine Meldeadresse an. Oder haben Obdachlose kein Recht auf einen Telefonvertrag?

Diese Meldeadresse ist bei meinem Postfach hinterlegt. Alle Briefe werden automatisch dort hingeleitet. Die Rechnungen werden sogar per E-Mail zugestellt und ein Dauerauftrag ist eingerichtet, denn mehr als die Grundversorgung nutze ich nie. Woher wollen die wissen, dass meine Adresse nicht «stimmt»? Wieso bekomme nur ich solch ein SMS, es könnte ja auch eine generelle Prüfung. Nein ich, ich soll mich einloggen und die Adresse ändern.

In 10 Minuten bin ich in der Stadt, beim Bahnhof hat es eine Niederlassung. Ich spreche Leute an, was das soll, ob sie auch schon eine solche Meldung bekommen haben. Warum soll der Telefonanbieter wissen, wo ich wohne? «Ach gib doch dein Postfach an». Datenschutz ist kein Thema. Der Telefonanbieter weiss genau, das ich woanders wohne, falls er mich überwacht. «Who cares?» Mich! Überwachung geht gar nicht.

Schnaubend betrete ich den Laden. Dort gibt es ein paar Telefone, kaum Smartphone Uhren; vor allem billigen China Schrott, teuer verkauftes Plastik, ein paar Ledergehäuse. So sieht jedes Smartphone zumindest von hinten individuell aus. Verkäufer, jung, schick gekleidet arrogant.

Ich halte ihn mein Smartphone hin. Bitte abfotografieren. Und mich in Ruhe lassen. Es muss niemanden interessieren, wo ich wohne. Meine Wut kurz ausbrechen lassen. Mich ausgekotzt. 20 Sekunden im Laden verschwunden, vergessen? Wie werde ich kontrolliert?

Mittags in der Kathedrale

Wie ist eigentlich das Verhältnis der Kirche zur Zeit? Evangelische Kirchen haben meistens ein Ziffernblatt, damit die Gläubigen die Zeit. Katholische Kirchen erinnern mit Glockengeläut an die volle Stunde. Was Zeit bedeutet kommt in der Bibel kaum vor und der Zeitmesser Uhr ist dort nicht vorhersehbar, wie vieles.

Diesmal wollte ich einen Bischof treffen. Die Zeit, um zu informieren war exakt geplant, doch ich erreichte niemanden, um zumindest ein kurzfristiges Treffen zu arrangieren.
12 Uhr Mittags wollte ich an der Kathedrale sein. Ich habe es geschafft, niemand war dort.

Es war regnerisch und kalt, kein trockener Platz, nur in der Kathedrale. Ich habe drinnen mein Mittagessen eingenommen, obwohl sich das nicht ziemt. Gleich neben den Beichtstuhl, doch der war leer. Warum wird in Kirchen nicht gegessen? Macht die geistige Nahrung wirklich satt.

Ich möchte mit der Kirche gerne diskutieren, doch wird gerne ausgewichen. Man zitiert die Bibel, wo doch der Alltag heute viel anders ist. Geht die Kirche mit der Zeit? Oder schreitet die Zeit zu schnell voran?

Nach dem Essen habe ich mich telefonisch gemeldet. Meine Bitte zu einen Gespräch wurde abgelehnt, ich solle über das Internet eine Beratungsstelle suchen. Wo ist heute die Kirche? Im Internet? Weg von den Menschen.

Wenn Treffen High Noon Anlässe geplant werden, so gibt es einen Höhepunkt, dann ist der Stress weg und das tut gut. Uhren sind dafür nützlich und wir sollten bestimmen, wie wir die Zeit nutzen

Paket pünktlich zugestellt

Ich lasse mir an die Schweizer Grenze Sachen an eine Servicestelle schicken, die Pakete in Empfang nimmt. Da kann mal was schief gehen, eine Sendung ging zurück und genau das passierte beim Trescher Verlag. Seitdem werden Reiseführer nur noch an “richtige” Adressen mit einer verantwortlichen Person geschickt. Nun hatte ich eine Messe und brauchte dafür Reiseführer. 

Zufällig hatte ein befreundeter Künstler eine Ausstellung in Konstanz und sich dort eine Wohnung gemietet. Somit hatte ich eine Adresse, um Bücher zu senden. Nur die waren länger unterwegs als geplant, die Messe stand vor der Tür. Bevor ich nach Konstanz reiste, hatte ich um eine Prüfung gebeten und der Empfang wurde auf vor  14 Uhr zugesichert. Doch die Bücher waren nicht dort.

Ich intervenierte gegen 15:30 ziemlich intensiv auf der Post. Es zeigte sich, dass eigentlich niemand zuständig war. Ich musste telefonieren, bekam die falsche Telefonnummer, hatte mich recht aufregen müssen. Doch ich beharrte auf die Zustellung. «Ich muss die Ausstellungsgüter noch heute auf die Messe bringen und  den Zug gegen 17:30 nehmen und bis 17:00 brauche ich das Paket, sonst sei alles sinnlos.»

Schlussendlich wurde festgestellt, dass das Paket im Fahrzeug liegen geblieben war und eine erneute Zustellung ausnahmsweise möglich sei. Ich bin die 20 Minuten von der Post zur Wohnadresse meines Bekannten gelaufen und exakt, als ich dort angekommen bin, ist das Paketauto vorgefahren und der Fahrer ist sichtlich erleichtert gewesen, mir das Paket zu geben. 

Frauen und die Zeit

Ein Date, ein Rendezvous mit einer Frau, lange herbeigesehnt, sorgfältig vorbereitet, gepflegt, geduscht, rasiert, parfümiert, schick gekleidet. Pünktlich am Treffpunkt, sogar die Mobilnummer ist bekannt, doch sie ist nicht da.

Wie lange sollte man warten? Wer zu schnell anruft und drängelt, dem fehlt die Geduld, wer zu lange wartet, hat nichts besseres zu tun, wer zu kurz wartet, hat zu wenig Interesse. Wie auch immer, es ist immer alles verkehrt, was man auch tut oder lässt.

Sofern ein elektronischer Kontakt vorhanden war, vielleicht kurz eine Meldung schreiben? «Bin schon da. Welchen Tisch wünschst du, am Fenster, im Eck?» Dabei ruhig seine Freude zum Ausdruck bringend?

Fehlt eine Kontaktmöglichkeit, so kann eine nette Karte vorbereitet und hinterlegt werden; sich darauf entschuldigend, nicht warten zu können. Oder sollte man einfach die Zeit geniessen, die Gedanken fliessen lassen, träumen, sich auf einen Überraschungsmoment oder auf keinen solchen einlassen und sich in die Zeit mit sich alleine fallen lassen?

Trotz Unpünktlichkeit eines erwarteten Gegenübers generiert der Kopf neue Sichtweisen und Ideen. Vielleicht existiert auch schon ein Buch, was ganz genau in solchen Wartezeiten unbedingt gelesen werden möchte. Ebenso während eines Rendezvous mit vorteilhafter Ausgangslage sollte doch die Zeit zu zweit ausgiebig und freudig in Anspruch genommen werden, eben genau diese Zeitspanne auskostend, zelebrierend, dies manchmal sogar als bliebe die Zeit stehen.

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Tortelleni in 15 Minuten Mittagessen

Punkt 12 Uhr wird gegessen. So lernten es die Kinder, die Zeiten sind durchgetaktet gewesen und ein Grund für die Präzision, die so eingeimpft ist.

Im Büro wo ich bin, ist eine Mikrowelle, eine Herdplatte, ein Kühlschrank, genügend Platz für Gewürzgurken, Silberzwiebeln, Oliven, etc. So lässt sich ein feines Mittagessen zaubern.

Um 11:35 mache ich mich auf den Weg, Tortellini kaufen, der Supermarkt 5 Minuten, 5 Minuten um etwas einzukaufen, 3 Minuten an der Kasse, 5 Minuten Rückweg, 3 Minuten Wasser ersitzen, alles auf Teller anrichten, Tortellini 3 Minuten aufkochen, pünktlich um 12 Uhr kann gegessen werden.

In der Tat können wir hervorragend planen, bei einen Restaurant funktioniert das ähnlich, das Essen wäre in 20 Minuten erledigt, eine halbe Stunde Mittag genügt, wirklich.

Essen ist auch Genuss, es dient auch zur Erholung, zum Abschalten, zum Ausspannen, zum gemütlichen Smalltalk und dafür muss eine innere Uhr laufen. 30 Minuten sind deutlich zu wenig. Wenn eine Anfahrt zum Restaurant nötig ist und ein gemütlicher Kaffee serviert wird, sind schnell 90 Minuten vorbei.

Diese Zeit will die Wirtschaft nicht mehr bieten, keine Tortellini mehr, nur noch Sandwich und fertige Salate. Das führt zu gestressten, ausgebrannten Mitarbeitern.

Bewerbung bei Viktoria Jungfrau

Die Jungfrau Viktoria ist das wohlbekannteste Hotel in Interlaken. Ich will mich mit Franz treffen, soll in seine Wohnung kommen. Die Behörden machen ihn zu schaffen.

Im Zug reflektiere ich kurz, was wäre wohl der beste Treffpunkt. Schnell kommt mir das Hotel Jungfrau Viktoria in den Sinn. Zwischen Interlaken Ost und Interlaken West liegt es ziemlich in der Mitte, 10 Minuten Fussweg.

Wenn ich ihn jetzt ein SMS schicke und er den nächsten Zug nimmt, können wir uns um 12:15 Uhr dort treffen. Doch wie helfen, er bekommt Sozialhilfe bräuchte dringend eine Stelle. Er kann gut reden, ist freundlich, aber durch die Armut unsicher.

Kann ich die Personalabteilung dazu bewegen kurz mit ihm zu sprechen?Die, wo mit Bewerbungen überschwemmt werden, jeder will in einen solchen Hotel arbeiten, es ist eine gute Referenz.

Ich will es versuchen, auf den Weg von Interlaken West zum Hotel habe ich die Zeit gut im Griff. Punkt 12 Uhr bin ich dort, versuche mit der Personalabteilung zu sprechen. Ich werde abgewiesen. Meine Ideen, z.B. ein Bienenhotel oder das jemand den Gästen vorliest, oder irgendwie ein kleiner Job mit Franz, kein Interesse, die Leute sind im Haus, das hatte ich vorher geprüft.

Länger als eine Viertelstunde macht wenig Sinn, ich sehe die Unzufriedenheit der einfachen Leute, das elitäre Gehabe und wahrscheinlich ist es kein Job für Franz,

Franz ist energielos, die vielen Absagen machen zu schaffen, als ich ihn vor dem Hotel treffe. Er will, dass ich was schreibe, doch er muss was an seiner Situation ändern. Das will er nicht, er kommt nicht rein zu Patek Philippe, wo ich eine kurze Diskussion führe, wie mehr Amerikaner nach Interlaken kommen sollten. Auch hat er keine Zeit mehr, zurück in die Wohnung, die Sanktionen weiter ertragen.